Anreise
Letzte Woche entschieden wir uns in unserer Woche Pfingstferien eine kleine Reise nach Breslau zu machen. Los ging es am Mittwoch Vormittag. Das Wetter war gut und die Straßen nicht zu voll.
Auf deutschen Seite erwarteten uns auf 100 km Autobahn 3 Baustellen. Auf polnischer Seite dagegen keine Einzige, bei gleichzeitig besserer Straße. Die Landschaft direkt hinter der Grenze bestand größtenteils aus weitläufigen Grasflächen ohne Berge.
Da wir absichtlich mit leerem Tank losgefahren sind, suchte ich etwas abseits der Autobahn eine Tankstelle. Dort angekommen eilte sofort ein Tankwart herbei und fragte, was wir tanken wollen. Das Benzin war mit 1,50€ pro Liter deutlich günstiger, als hierzulande. So wie ich das verstanden habe, liegt es nicht etwa daran, dass Polen die besseren Erdöl-Deals hat, sondern der kaum vorhandenen Mineralölsteuer.
In Breslau angekommen, standen wir erstmal im Stau. Hier gibt es so gut wie keine Verkehrsabhängigen Ampeln, dafür aber Countdowns. Die fehlende Koordination und Verkehrsabhängigkeit macht sich aber deutlich bemerkbar, weil man bei fast jeder Ampel auf Rot fährt. An der Unterkunft angekommen, machte ich mich auf den Weg die Schlüssel für die Tiefgarage abzuholen, während Caroline im Halteverbot stand. In der Tiefgarage sollten wir auf Ebene -2, allerdings gab es in dieser keine einzige Beschilderung und sehr viele verwinkelte Ecken, sodass wir eine Zeit brauchten. Quasi ein gratis Suchspiel 😉 Danach bezogen wir unsere Top Moderne Ferienwohnung.
Glücklicherweise war direkt gegenüber unserer Ferienwohnung ein Kaufland, in dem wir das nötigste Kaufen wollten. Viele Regionale Produkte sind hier wesentlich günstiger als in Deutschland. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Polen die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel in Folge der Inflation au 0% reduziert hat. Ein, wie ich finde, besserer und einfacherer Weg, als die bürokratischen Prämien in Deutschland, die uns nach Hochrechnungen allein 800 Millionen Euro an Verwaltungsaufwand gekostet haben. Viele deutsche Produkte tragen hier auch immer noch ihre Deutschen Namen, sodass man sich manchmal fragt, wie die Einheimischen sich da zurecht finden.
Da ich meinen Laptop und ein HDMI Kabel dabei hatte, konnten wir mit dem Fernseher noch einen Filmabend veranstalten. Allerdings erst, nachdem ich den Fernseher mit polnischer Menüführung überzeugen konnte, den HDMI Eingang zu verwenden.
Ich entdeckte Außerdem den Internet Vertrag für unsere Ferienwohnung. Für umgerechnet 10€ im Monat bekommt man Internet mit einer sagenhaften Geschwindigkeit.
Tag 1
Am nächsten Tag: Wir machten uns auf den Weg in die Altstadt. An der Haltestelle angekommen, gab es keine Fahrkartenautomaten. Das kannte ich noch von unserer Osteuropa Tour mit Vale aus Tschechien.
Die Tickets kauft man in der Straßenbahn an einem Automaten, der nicht größer ist, als ein Schuhkarton. Eine Einzelfahrt kostet umgerechnet 70 cent. Man kann ausschließlich mit Kreditkarte oder einer Urban Card (sowas wie ein Monatsticket in Breslau) zahlen. Ein Ticket bekommt man nicht. Der Automat hinterlegt stattdessen die Kreditkartennummer im System. Kommt man in eine Kontrolle, zeigt man die Kreditkarte vor, mit der man gezahlt halt. Die Kontrolleure lesen die Nummer ein und es kommt ein grüner Haken oder ein rotes X. Ich würde mal sagen: Digitalisierung durchgespielt. Die sind Deutschland um Jahrzehnte vorraus. Ein weiterer Plus Punkt: Innerhalb kurzer Zeit, hat man alle Zugestiegenen abkassiert.
Obwohl Deutschland im Sparwahn ist, werden solche cleveren Lösungen nicht umgesetzt. Ich meine: Man benötigt keinen Menschen mehr, der das Bargeld der Automaten leert oder die Bon Rolle wechselt. Auch diese Stempelautomaten, um seine Tickets zu entwerten, entfallen komplett.
So, nun aber zur eigentlichen Altstadt. Man könnte hier einen Roman schreiben, aber Bilder sprechen bekanntlich mehr als tausend Worte.
Wir besuchten die Markthalle und gingen Anschließend hinüber zur Dominsel. Auch der Dom ist voll digital. Statt einer Spendenbüchse, kann man hier bequem mit Kreditkarte zahlen. Wir prägten den Leitspruch: „Selbst Gott nimmt Karte.“
An der Oder machten wir im Schatten ein kleines Picknick und genossen das sonnige, aber nicht zu heiße Wetter. Anschließend ging es Richtung Marktplatz. Kurz davor gibt es die Kirche Marii Magdaleny mit der Bußbrücke, von der wir einen tollen Blick auf den Markt hatten. Wer dazu mehr wissen, möchte, kann hier mehr nachlesen.
Unterwegs begegnen einem überall kleine Zwerge.
Der Marktplatz befindet rings um das Rathaus. Ich persönlich finde diese Idee gut und fragte mich in diesem Moment warum das nicht in mehr Städten so angelegt wurde. In einer Seitenstraße fanden wir ein kleines Restaurant mit Schlesischer Küche. Stilecht auf Bunzlauer Keramik serviert. Was soll man sagen: Das Essen war gut, die Preise auch.
Tag 2
Nach einem gemütlichen Frühstück machten wir uns mit der Straßenbahn auf den Weg zur Jahrhunderthalle.
Darin befindet sich ein kleines Museum und eine große Halle unter der Kuppel, die schon für verschiedene Zwecke verwendet wurde. Kino, Theater und aktuell Sport. Wobei ich mir immer noch nicht vorstellen kann, wie bei dieser Akustik mal ein Kino drin gewesen sein soll. Sehr besonders ist auch das Licht durch die einfallenden Fenster. Leider waren fast alle durch Rollos verschattet.
Auch beim Museum zeigte sich Polen einmal wieder von seiner modernsten Seite und bot VR Rundgänge an. So konnte man einfach mal hoch zur Kuppel fliegen oder die Halle von außen aus der Vogelperspektive betrachten.
Anschließend ging es weiter in den Park mit einer modernen Springbrunnenanlage. Zu Fluch der Karibik machten wir ein Picknick.
Dem Park schließt sich dann noch ein Japanischer Garten an. Ich war begeistert, wie toll dieser angelegt wurde. In Deutschland gibt es überall breite, vorgegebene Wege. Hier war alles sehr natürlich gehalten. Es ging über kleine Bäche, in die einfach nur Trittsteine gelegt wurden und Wege waren schmaler und verwunschener. Es folgen wieder ein paar Bilder 🙂
Rückfahrt
Damit endete unsere kleine Reise. Wobei, es noch eine Anekdote zur erzählen gibt. Auf dem Kaufland Parkplatz in unserer Nachbarschaft entdeckte Caroline ein kleines gelbes Zelt mit der Aufschrift „Klima“. Da unsere Klimaanlage ausgefallen war (Kühlflüssigkeit verdunstet) und viele Skodas auf den Straßen waren, dachten wir uns, wir Fragen mal nach. Der Mann konnte zwar weder Englisch, noch Deutsch, verstand aber unser Problem und war bereit den Kreislauf neu zu befüllen. Leider wurde daraus nichts, da er keine Kartenzahlung akzeptierte und wir auf unserer Reise ja kein polnisches Bargeld abgehoben hatten.
Dennoch stellte ich mir die Frage, warum es so etwas nicht in Deutschland gibt. Einfach mal beim Einkaufen vor dem Sommer seine Klimaanlage startklar machen. Da er sich auf Klimaanlagen spezialisiert hat ist es natürlich günstiger als eine Werkstatt und man selbst spart sich die Zeit dorthin zu fahren.
Gehe einmal im Jahr irgendwohin, wo du noch nie warst.
Dalai Lama