Immer mehr Banana Pi Besitzer entscheiden sich für eine Cloud in den eigenen vier Wänden. Da stellt sich natürlich die Frage (zumindest habe ich mir diese gestellt): Welche Softwarelösung soll ich verwenden? Owncloud, Nextcloud oder etwa Seafile?
Nun ja. Ganz so einfach lässt sich diese Frage nicht beantworten, denn jeder hat andere Ansprüche und ein anderes Nutzerverhalten. Nextcloud und Seafile hatte ich nun für jeweils 4 Wochen auf meinem Banana Pi mit Bananian 16.04 und Kernel 4.4 installiert. Owncloud vernachlässige ich in diesem Vergleich einfach mal. Warum? Nextcloud und Owncloud ähneln sich sehr, was natürlich daran liegt, dass Nextcloud ein Fork von Owncloud ist. Außerdem gibt es im Internet haufenweise Vergleiche zwischen Owncloud und Nextcloud.
Nextcloud: Der gute Allrounder
Nextcloud ist noch relativ jung im Geschäft. Ganz richtig ist das allerdings nicht. Da Nextcloud ein Fork von Owncloud ist, haben natürliche beide Cloudlösungen den gleichen Unterbau. Natürlich gibt es Nextcloud nicht umsonst. Es will so einiges besser machen, als der Dinosaurier Owncloud. Nextcloud bietet Funktionien, die Owncloud nicht oder nur in der teuren Enterprise Version bietet. Doch nun genug von Owncloud.
Nextcloud lässt sich einfach zu bedienen. Die Bedienoberfläche ist intuitiv und aufgeräumt. Dies macht es gerade neuen Nutzern einfach, sich einzugewöhnen. Ein weiterer Plus-Punkt ist der gigantische Funktionsumfang. Von Collabora Online (einer Art Online LibreOffice) bis hin zu einem Kalender ist alles dabei. Besonders das Teilen von Dateien, Kalendern, usw. finde ich sehr gelungen. So lassen sich Ablaufzeiten für Links setzten, etc.
Allerdings hat der gigantische Funktionsumfang auch eine Schattenseite. Nextcloud ist teilweise sehr träge und stürzt bei vielen Anfragen vieler Nutzer auch gerne einmal ab. Alles dauert, bis es geladen ist. Die Ursache ist u.a. die Programmiersprache PHP, da hier sämtliche Aktionen serverseitig durchgeführt werden, was den Banana Pi an seine Grenzen bringt. Ein weiterer Punkt ist die Installation. Es muss einiges installiert und konfiguriert werden, dazu zählen MariaDB (oder MySQL, wär es denn nutzt), PHP Memory Cache, etc. Natürlich ermöglicht es ein Datenbanksystem, wie MariaDB, mehr Benutzer und mehr Anfragen, als Seafile. Frisst aber auch einen Haufen RAM.
Funktionsumfang:
- Dateiversionierung
- CalDav und CardDav Sync (Kalender und Kontakte)
- Teilen von Dateien, Kalendern, …
- Aufgeräumtes, klar strukturiertes Webinterface, das sich wirklich gut bedienen lässt.
- Desktop-Clients zur Synchronisation für Windows, Mac OS X und Linux
- Mobile-Clients für Android und iOS
- Verknüpfung mit externen Speicher (Google, Dropbox & Co.)
- Durch Plugins erweiterbar
- Cooles Online-Office
- Zwei-Faktor-Authentifizierung
Seafile: Focus auf Filesync
Oft wird eine Softwarelösung zu unrecht vergessen. Ihr Name lautet Seafile. Seafile hat in den letzten Jahren große Sprünge in der Entwicklung gemacht. Neu dazu kam beispielsweise die Funktion, Kontakte vom Smartphone mit Seafile zu synchronisieren.
Seafile bietet kann sich bei bestimmten Funktionen einfach nicht mit dem großem Bruder Nextcloud messen. Einfach, weil es diese Funktionen, wie Kalender, gar nicht bietet. Doch Seafile kann eines richtig gut – und das ist die Dateisynchronisation. Seafile synchronisiert alles – schnell und zuverlässig. Auch ist hier das Thema Sicherheit nicht zu kurz gekommen. Sie ist einfach und gut konzipiert. Doch der wohl größte Vorteil von Seafile ist seine Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit. Während der Testzeit stürzte Seafile nicht ein einziges mal ab und der RAM Bedarf ist mit etwa 200 – 300 MB moderat. Ein Grund lässt sich sicher bei der Programmierung in C und Python finden, was natürlich deutlich effizienter funktioniert. Auch kommt Seafile mit SQLite deutlich besser klar, als Nextcloud (da murrt ja schon bei einem Nutzer rum). Da das Dateibasierte Datenbanksystem deutlich performanter ist (zumindest bei einer relativ geringen Nutzeranzahl), dürfte sich hier ein weiterer Grund finden.
Doch die Nachteile von Seafile liegen auch auf der Hand: Der Funktionsumfang ist nicht so groß und das Webinterface kann meiner Begriffe nach nur mäßig punkten. So muss auch manchmal per Hand etwas in den Konfigurationsdateien verändert werden. Auch ist der Papierkorb (auch Datei-History genannt) für Einsteiger nicht leicht zu handhaben. A) ist er nicht auf Anhieb zu finden und B) müssen Dateien, die aus dem Papierkorb gelöscht wurden, noch mit dem GarbageCollector Script vom System gelöscht werden. Sonst verbrauchen sie weiterhin Speicherplatz.
Funktionsumfang:
- Clientseitige AES 256/CBC Verschlüsslung
- Dateiversionierung
- Teilen von Dateien
- Desktop-Clients zur Synchronisation für Windows, Mac OS X und Linux
- Mobile-Clients Android und iOS (im Vergleich zu Nextcloud funktioniert der Fotoupload auch noch unter Android 4 🙂 )
- läuft stabil
- sehr sicher
- In C und Python entwickelt
Fazit
Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. Wer „nur“ Dateien synchronisieren will und das schnell und sicher, der findet mit Seafile eine zuverlässige Software. Wer jedoch mehr Funktionen sucht oder den Server für eine größere Anzahl von Benutzern zugänglich machen will, dem empfehle ich Nextcloud.
Ich hoffe euch mit diesem Artikel die Wahl erleichtert zu haben. Wenn ihr weitere Anregungen oder Fragen hat, kann diese in den Kommentaren gern stellen.
Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann sich gern die Anleitung zur Installation von Seafile und Nextcloud mit einem Klick auf die gewünschte Cloudlösung ansehen.
Gehabt euch gut und Viel Spaß 😉